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1. Theil 3 - S. 264

1880 - Stuttgart : Heitz
264 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Eugen war betritt glücklicher, daß er sich fast ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt und von Allen hochgeschätzt würde. Er starb 1736. 104. Leopold I., 1657—1705. — Joseph I., 1705—1711. — Karl Vi., 1711—1740. Wir haben oben beim breißigjährigen Kriege gesehen, daß Ferbinanb Ii. 1637 gestorben war. Sein Sohn Ferbinanb Iii., ein wackerer und nicht so nnbnlbsattter Mann wie sein Vater, war biesem gefolgt. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung war der westphälische Friebe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihm folgte (1657) sein Sohn Leopolb I., ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging; und boch stttb wenige Regierungen so unruhevoll gewesen als die seinige: balb mußte er mit bett Franzosen, balb mit bett mächtig ottbringettben Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm keinen großen Theil baran und überließ die Sorge lieber seinen Günstlingen. Wenn sonst ein Kaiser mit bett deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopolb 1663, welcher sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen bte Türken aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sonbern schickten Gesanbte, und ba so viel zu berathschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so würde enblich beschlossen, daß von nun an ein fortbauernber Reichstag in Regensburg fein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das beutj'che Reich ausgelöst würde, geblieben. Daß der länbersüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit seinen Nachbarn, also zum Theil auch mit Dentschlanb, angefangen habe, ist schon erzählt worben. Immer kamen die Deutschen babei zu kurz, theils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, theils weil sie sich bte Franzosen jeberzeit zuvorkommen ließen; benn währenb die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehanbelt . Dringenber war für Leopolb selbst uttb seine Erblänber der wilbe Anbrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worben, als sie 1683 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vorbrangen. Die un-zufriebenen Ungern unter Gras Emmerich von Tökeli schlugen sich zu ihnen, Leopolb mußte eilig feine Resibenz verlassen, und

2. Theil 3 - S. 283

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Xii. Krieg gegen Rußland und Polen. 283 Oder, so stark sie auch fluthete, und wurde am andern Ufer von einer Menge gemeiner Leute umringt, die ihn flehentlich baten, sich doch ihrer gegen die katholischen Mitbürger anzunehmen. Die evangelischen Schlesier wurden damals, trotz der Versicherung des Kaisers bei dem westfälischen Frieden, auf alle Weise von den Katholischen bedrückt. Ein alter grauköpfiger Schuhmacher drängte sich vor allen heran, faßte dem Pferde in die Zügel und sagte: „Gnädiger Herr! Gott sei und bleibe mit Ihnen. Aber lassen Sie sich doch durch unsere Thränen erweichen und denken Sie nicht allein an sich selbst, sondern auch an uns arme Leute und an unsern unterdrückten Glauben im Lande." Der König sagte wohl zehnmal: „Ja! Ja!" Aber der Schuster ließ ihn nicht eher los, bis er ihm die Hand darauf gab. Karl hielt auch sein Wort. Er setzte es bald darauf beim Kaiser Joseph durch, daß in der Altranstädter Convention den Evangelischen in Schlesien Aufhebung der religiösen Bedrückungen und Herausgabe der in einigen Landestheilen seit dem westfälischen Frieden widerrechtlich weggenommenen Kirchen zugesichert wurde, ja daß sogar sechs neue Kirchen erbaut werden durften, welche man Gnadenkirchen nannte (in Freistadt, Sagan, Hirschberg, Landshut, Militsch und Teschen). Karl brach nun (1706) in Sachsen ein und ließ bekannt machen, daß jeder ruhig in seinem Lande bleiben könne; niemandem solle etwas geschehen. So rückte er bis Altranstädt vor, einem Orte nicht weit von Lützen. Gleich den folgenden Tag ritt er nach dieser Stadt, um das Schlachtfeld zu besehen, wo sein großer Ahnherr vor 74 Jahren so ruhmvoll gefallen war. Mit Rührung betrachtete er die Stelle, wo ihn der Tod ereilt hatte, und sprach: „Wir haben allezeit gesucht, so wie König Gustav Adolph zu leben; vielleicht thut uns Gott die Gnade, und läßt uns auch auf die Art, wie ihn, sterben." Ob sein Wunsch erfüllt ward, wird die Folge lehren. — Dann wurde den schwedischen Soldaten vorgeschrieben, wie sie sich gegen die Einwohner zu verhalten hätten. Was sie verlangten, sollten sie baar bezahlen und sich aller Mißhandlungen bei Todesstrafe gänzlich enthalten. Auf diese Befehle wurde auch strenge gehalten. In einem Dorfe nahmen zwei Soldaten vom Leibregimente einem Bauer eine Schale mit dicker Milch und schlugen den Jungen, der sie daran hindern wollte. Karl ritt gerade vorbei und hörte den Lärm, erkundigte sich nach der Ursache und ließ beide loosen, wer von ihnen sterben sollte. Das Urtheil wurde auf der Stelle vollzogen. — Einige Tage darauf hatte ein Dragoner

3. Theil 3 - S. 229

1880 - Stuttgart : Heitz
Der weftphälische Friede. 229 Schnelligkeit Deutschland von einem Ende bis zum andern, von Oestreich bis Dänemark, durchzog. Auf demselben Felde bei Breitenfeld unweit Leipzig, auf welchem 11 Jahre früher Gustav Adolph den schönen Sieg über Tilly erfochten, gewann auch er eine große Schlacht (2. Nov. 1642) gegen Piccolomini und Erzherzog Leopold. Noch entscheidender war ein zweiter Sieg über die Kaiserlichen unter Hatzfeld und Götz bei Jenkäu oder Jan-kowitz in Böhmen, südlich von Prag (1645). Schon streiften seine leichten Truppen bis Wien, während von Osten her der Fürst Ragoczy von Siebenbürgen zum Schutze der evangelischen Ungarn heranzog, mit den Schweden gemeinschaftlich Wien anzugreifen. Der geängstigte Kaiser wurde nur dadurch gerettet, daß die Festung Brünn die Schweden aufhielt und Ragoczy sich mit Torstenson veruneinigte. Indessen hatte die Krankheit dieses Feldherrn so zugenommen, daß er den Oberbefehl niederlegen mußte. General Wrangel trat an seine Stelle, aber das Geschick Torsten-sons fehlte ihm. Schon gleich nach dem prager Frieden hatte man angefangen, über einen allgemeinen Frieden zu unterhandeln. Aber es hält ja oft schon schwer, daß sich zwei Feinde vertragen, wie viel schwerer bei einem Streite, in welchen so viele Fürsten verwickelt waren, von denen jeder einen Vortheil bei dem Frieden für seine Kriegsopfer haben wollte. Daher ist es kein Wunder, daß man 12 ganzer Jahre verhandelte, ehe man zum Schluß kommen konnte, besonders da die Franzosen, die mit zum Frieden hatten zugezogen werden müssen, die Verhandlungen aufhielten und meisterhaft verwirrten. Endlich — endlich wurde der lang ersehnte Friede in Münster und Osnabrück in Westphalen unterzeichnet; man nennt ihn daher den westphälischen Frieden. Das Wichtigste darin war, daß der Augsburger Religionsfriede bestätigt und auch-auf die Reformirten ausgedehnt, den Evangelischen also freie Religionsübung eingeräumt wurde. Indeß wurde die freie Religionsübung nicht ganz unbedingt zugestanden. Die Zustände sollten so wieder hergestellt werden, wie sie im Jahre 1624 gewesen waren. Man nannte dies das Normaljahr. Für den Besitzstand der geistlichen Güter sollte der erste Januar jenes Jahres, für die freie Religionsübung das ganze Jahr entscheidend sein. Wo 1624 die Religionsübung einer E^nfession nicht stattgefunden hatte, kam es auf den Landesherrn an, ob er sie nun bewilligen, oder Auswanderung verlangen wollte. Nur Hausandacht war den Aus-

4. Theil 3 - S. 324

1880 - Stuttgart : Heitz
324 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. • Oestreichs fochten. Daher hatten die preußischen Soldaten ein Auge auf sie und hieben sie hier jämmerlich zusammen. Die Preußen hielten sich hier so brav, daß ein Dragonerregiment allein 66 Fahnen erbeutete. Einen zweiten Sieg erfocht der König bei Sorr in Böhmen an der schlesischen Grenze (30. Sept. 1745.) Der Krieg wurde endlich durch die Schlacht bei Kesselsdorf, unweit Dresden entschieden. Hier war zwar Friedrich nicht gegenwärtig, aber der alte Fürst von Dessau hatte mit den preußischen Grenadieren die mit Eis und Schnee bedeckten Anhöhen, auf denen der Feind stand, so glücklich erstürmt, daß er einen glänzenden Sieg erfocht. *) Am folgenden Tage traf auch Friedrich auf dem Schlachtfelde ein und umarmte dankbar den glücklichen Sieger. Ungehindert hielt er nun seinen Einzug in Dresden, wo er mit zuvorkommender Höflichkeit und Schonung die zurückgebliebenen sächsischen Prinzen und Prinzessinnen behandelte. Gleich darauf baten Maria Theresia und August Iii. um Frieden, der auch schon nach wenigen Tagen in Dresden unterzeichnet wurde. Friedrich behielt Schlesien, so weit es ihm schon im breslauer Frieden zuerkannt war, aber reicher an Achtung in den Augen des gesummten Europa. In Berlin wurde Friedrich bei seiner Rückkehr von den Einwohnern mit Entzücken empfangen, und als er durch die doppelten Reihen der Bürgercompagnien fuhr, sang man Lieder *) Dieser Fürst wurde gewöhnlich der alte Dessauer oder der alte Schnurr« t bart genannt. Er war wegen seiner Grobheit und Roheit berüchtigt; nichts war * ihm verhaßter als Höflichkeit. Konnte er einem Gelehrten oder Geschäftsmanne einen Streich spielen, so that er es mit Vergnügen. Eines Morgens fuhr er durch die Straßen von Magdeburg und sah einen Regierungsrath ttjt seidenen, Schlafrocke und Pantoffeln am Fenster stehen und seine Tasse Kaffee grinsen. Geschwind befahl er dem Kutscher, still zu halten, und ließ den Rath ersuchen gleich und wie er wäre an den Wagen zu kommen. Der Mann erschien mit vielen Komplimenten und fragte, was Jhro Durchlaucht beföhlen. Der Fürst winkte, er solle auf den Wagentritt steigen, dann packte er ihn, zog ihn zu sich in den Wagen und befahl dem Kutscher zuzufahren. Erst eine Stunde von der Stadt ließ er halten und deutete dem bestürzten Rathe an, er könne nun wieder nach Hause gehen. So mußte der arme Mann am hellen Tage zu ferner großen Beschämung im Schlafrocke und Pantoffeln durch die Straßen der volkreichen Stadt nach Hause wandern. Ein andermal begegnete er auf einem Spazierritte bei Halle einem Unbekannten. „Wer ist Er?" fuhr der Fürst ihn^an. „Ein Tanzmeister, Jhro Durchlaucht." — „So? Kann er gut tanzen? Nun, da komme er mit!" So führte er ihn auf ein umgepflügtes Ackerfeld und befahl thm, eine Menuet zu tanzen, hieb ihm auch dann und wann mit der Peitsche um die Beine. Solche Streiche kamen nicht selten vor.

5. Theil 4 - S. 114

1880 - Stuttgart : Heitz
114 ' Neueste Geschichte. 1. Periode. denn die östreichischen Truppen, welche unverweilt vorrückten, dämpften überall den Aufstand der Italiener und trieben den unglücklichen König vor sich her nach Unteritalien, bis er nach der unglücklichen Schlacht von Tolentino sich nach Frankreich retten mußte. Die in Wien versammelten Fürsten gaben, wie bereits ermähnt, das neapolitanische Reich dem König Ferdinand wieder. Murat machte später noch einen Versuch, das Land wieder zu gewinnen, indem er von Corsica aus in Calabrien landete, aber er wurde gefangen und am 15. October 1815 in Pizzo erschossen. Vom Sohn eines Gastwirths hatte er sich auf einen Thron emporgeschwungen ; er starb, wie er gelebt, als tapferer, entschlossener Soldat. Unterdeß hatten die Verbündeten ihre Armeen gerüstet und auf den Kriegsschauplatz entsendet. Fürst Schwarzenberg mit den Oestreichern, Baiern, Württembergern und Badenern nahm seine Stellung von der Schweiz an bis zum Mittelrhein, Blücher mit seinen Preußen aber und Wellington mit Engländern, Hannoveranern, Brannschweigem n. s. w. standen in den Niederlanden bis an die Nordsee hin, und hier sollte diesmal der entscheidende Kamps stattfinden. Die Russen waren noch nicht herangerückt, sie sollten zwischen jenen beiden Hauptarmeen einrücken. Napoleon war schnell entschlossen, zuerst mit seiner ganzen Macht gegen Blücher zu rücken, um diesen, wie er hoffte, zu vernichten, und dann es mit Schwarzenberg aufzunehmen. Am 11. Juni rückte er von Paris aus, und drei Tage darauf stand er fast angesichts der Feinde. Da redete er seine Truppen in alter, hochfahrender Weise also an: „Soldaten, heut ist der Jahrestag von Marengo und Friedland, der zweimal das Schicksal Europas entschied. Damals, wie öfters, waren wir zu großmüthig. Wir ließen die Fürsten auf ihren Thronen, die jetzt die Unabhängigkeit Frankreichs bedrohen. Die Unsinnigen! Sie und wir, sind wir nicht noch die nämlichen? Wenn sie in Frankreich einrücken, so sollen sie in Frankreich ihr Grab finden!" In der That war das französische Heer nicht blos so glänzend und zahlreich als je, sondern auch zum äußersten, verzweifeltsten Kampfe entschlossen. Zuerst griff er mit 130,000 Mann die 80,000 Preußen unter Blücher bei Ligny an. Trotz der tapfersten, ehrenvollsten Gegenwehr mußten die Preußen doch das Feld räumen, und wenig fehlte, daß der greise Feldherr selbst, welcher im dichtesten Gewühl unter sein erschossenes Pferd

6. Theil 4 - S. 117

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleons Verbannung. Zweiter Pariser Frieden. 117 um ihn für Europa unschädlich zu machen, nach der einsamen Insel St. Helena im großen Weltmeere gebracht und dort als Staatsgefangener streng bewacht wurde. Am 18. October, zwei Jahre nach der Schlacht bei Leipzig, kam er dort an. Nur wenige treue Anhänger, besonders die Generale Bertrand und Montholon und Las Casas theilten seine Gefangenschaft, welche durch die Strenge des englischen Commandanten Hudson Lowe erschwert wurde. Nach sechs peinlichen Jahren, in welchen er seine Memoiren und manche interessante Schrift dictirte, starb er am 5. Mai 1821. In der Nähe einer von zwei Weiden beschatteten Quelle in einem kleinen Thale, wohin er fast täglich gegangen war, hatte er sich seine Grabstätte selbst gewählt. Dort wurde er bestattet. Wie die Vorsehung ihn hoch erhoben hatte, weil er mit seinen gewaltigen Gaben ein wichtiges Werkzeug in ihren Händen, gleichsam eine Zuchtruthe für die Völker war, so wurde er auch wieder tief ge-demüthigt, weil er in gottlosem Uebermuth die Quelle seiner Größe nur in sich selbst gesucht, und kein höheres Gesetz anerkannt hatte, als seine sündliche Willkür. Ein warnendes Beispiel für alle Zeiten. Die Verbündeten marschirten eilig auf Paris und ließen sich durch die Nachricht von Napoleons Abdankung nicht aufhalten. Eben so wenig wurden sie durch den ohnmächtigen Widerstand Davousts, Grouchy's und Vandamme's gehindert, sondern am 7. Juli rückten sie in Paris ein. Die leichtsinnige Hauptstadt wurde jetzt strenger behandelt als bei der ersten Besetzung. Im zweiten Pariser Frieden (20. November 1815) wurde Frankreich auf die Grenzen von 1790 zurückgeführt, das ganze Land blieb eine Reihe von Jahren mit fremden Truppen belastet, indem in 17 Festungen 150,000 Mann unterhalten werden mußten. Außerdem wurde dem Volk die Zahlung von 700 Millionen Francs Kriegsentschädigung auferlegt und die Herausgabe aller eroberten Kunstschätze gefordert. Vergeblich wünschte Preußen, daß jetzt endlich auch die alten deutschen Provinzen Lothringen und Elsaß den Franzosen entrissen würden; diese Forderung scheiterte an dem Widerspruch Englands und Rußlands. Unter dem Schutz der verbündeten Mächte war auch Ludwig Xviii. von Gent nach Paris zurückgekehrt, und begann den Neubeginn seiner Herrschaft mit einer Reihe strenger Maßregeln gegen die Anhänger der gestürzten Herrschaft. Zum Theil wurden sie ihrer Aemter entsetzt, zum Theil verbannt, einige sogar zum

7. Theil 4 - S. 120

1880 - Stuttgart : Heitz
120 Neueste Geschichte. 2. Periode. „gemäß den Worten der heiligen Schrift, die allen Menschen befiehlt, sich als Brüter zu lieben, durch die Bande der wahren und unauflöslichen Liebe verbunden zu bleiben, sich stets Beistand und Hülfe zu leisten; ihre Unterthanen als Familienväter zu beherrschen; die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. Sie betrachteten sich nur als Glieder einer und derselben christlichen Nation, von der Vorsehung beauftragt, die Zweige einer Familie zu regieren." Dieser große und schöne Gedanke ging zunächst von dem religiös-schwärmerischen Kaiser Alexander aus, wurde aber von dem ernst-frommen Friedrich Wilhelm und von dem biedern Franz mit großer Bereitwilligkeit aufgenommen, und bald traten fast alle übrigen Fürsten, außer England und dem Papst, dem heiligen Bunde bei. Leider hat derselbe theils wegen mancher betrübender Einflüsse, welche wir noch erwähnen werden, theils wegen des innern Widerspruchs dieses idealen Strebens mit dem sonstigen Wesen der Staatskunst, die schönen Früchte nicht gebracht, welche die frommen Urheber sich versprochen hatten; doch hat er lange auf das friedlich einträchtige Wirken der Mächte Einfluß gehabt und wird für immer ein denkwürdiges Zeugniß der durch schwere Prüfungen geläuterten Gesinnung seiner Gründer bleiben. Die ersten Jahre, welche auf die ruhmvollen Kriegsjahre folgten, waren für Deutschland nicht so glücklich, wie man es wohl hätte erwarten können; nach den großartigen Kämpfen gegen den fremden Feind machten sich beklagenswerthe innere Meinungskämpfe geltend, welche an die Stelle der jüngsten freudigen Begeisterung bald eine unglückselige Verbitterung der Gemüther treten ließen. Statt der Einigkeit und des Vertrauens zwischen den Fürsten und ihren Völkern, welche so eben einmüthig zur Errettung des Vaterlandes zusammen gewirkt hatten, schlich sich bald ein Geist gegenseitigen Mißtrauens ein, welcher die besten Früchte der neuen Friedenszeit verkümmerte. Während des Kampfes gegen Frankreich hatte nur ein Gedanke und ein Wille alle Herzen beseelt, der Gedanke, das Vaterland zu befreien, und der Wille, dabei zu siegen oder zu sterben. Als jedoch das glorreiche Ziel erreicht war, trat die Frage in den Vordergrund, was nun in Deutschland an die Stelle der früheren Zustände treten sollte; und. wie die Ansichten hierüber bei den Staatsmännern auf dem wiener Eongreß selbst sehr getheilt waren, so noch mehr zwischen den Regierungen und den Völkern. Sowohl

8. Theil 4 - S. 51

1880 - Stuttgart : Heitz
Jourdan und Moreau. 51 fahl eine allgemeine Ermordung der Weißen und ließ sich 1804 als Jacob I. zum Kaiser von Haiti ausrufen. Aber schon im nächsten Jahre wurde er in einem Aufstande ermordet. Zwischen Mulatten und Negern brach nun ein mehrjähriger Kampf aus, aus welchem 1808 im Süden der Insel eine Mulattenrepublik unter Petion, im Norden ein Negerstaat unter Christoph hervorging. Letzterer ließ sich 1811 als Heinrich I. zum Könige erheben. Mit neuem Nachdruck wurde von Seiten Frankreichs und seiner Feinde der Feldzug von 1796 eröffnet. Auf zwei verschiedenen Schauplätzen traten die Heere auf, in Deutschland und Italien. Dort stellte sich der Bruder des deutschen Kaisers, der treffliche Erzherzog Karl, an die Spitzen der deutschen Truppen um die Franzosen unter Jourdan und Moreau zu bekriegen. Aber anfangs ging es sehr unglücklich. Fast in allen Gefechten geschlagen, mußten sich die Deutschen immer weiter zurückziehen, während die Franzosen in Deutschland eindrangen, den Markgrafen von Baden und den Herzog von Württemberg zum Frieden zwangen und bis nahe an die östreichische Grenze vorrückten. Jetzt aber änderte sich die Scene plötzlich. Je näher die Oestreich er ihrer Grenze kamen, desto mehr wuchs ihr Muth und desto häufiger strömten ihre Verstärkungen herbei. Erzherzog Karl griff nun rasch den Feind an und warf ihn überall, Schlag auf Schlag, zurück; die durch die Räubereien der Franzosen ausgebrachten Landleute in Hessen und Franken fielen über die fliehenden her und erschlugen ihrer eine Menge. Nur Moreau, ausgezeichnet als Feldherr und als Mensch, *) bewerkstelligte mit seinem Heere einen regelmäßigen *) Wie menschlich und edel Moreau selbst gegen seine Feinde war, davon nur zwei Beispiele. Einst wurde der östreichische General Spanochy von den Franzosen gefangen. Der Erzherzog Karl, der ihn besonders liebte, da er sein Erzieher gewesen war, bewarb sich bei Moreau um seine Freilassung und schrieb: er wisse wohl, daß eine solche Bitte ungewöhnlich sei; allein vielleicht mache sie diesmal eine Ausnahme von der Regel, indem er sich für den Freund seiner Jugend, für seinen Erzieher verwende. — Die Antwort war: „Spanochy ist auf sein Ehrenwort entlassen und in zweimal 24 Stunden haben Sie ihn in Wien." Als der Erzherzog seinem Freunde entgegeneilte, begegneten ihm hinter Linz mehrere Verwundete, die aus Mangel an Fuhrwerken mühsam von ihren Kameraden fortgetragen wurden, da die Pferde zum Transport der Kanonen unentbehrlich waren. „Spannt die Kanonen aus!" befahl der edle Prinz; „es ist besser, daß sie in die Hände des Feindes fallen, als diese braven Krieger." — Die Kanonen wurden auch wirklich von den Franzosen genommen; als aber Moreau den Zusammenhang der Sache erfuhr, sandte er das Geschütz den

9. Theil 4 - S. 52

1880 - Stuttgart : Heitz
52 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Rückzug durch den Schwarzwald bis über den Rhein. Aber jetzt wurde Karl nach Italien abgerufen, wo es ganz anders stand. Hier hatte ein 27jähriger General, Napoleon Bonaparte ein Mann von Geist, Kraft und Kühnheit den Oberbefehl bekommen.*) Ihm gegenüber stand an der Spitze der Oestreicher und italienischen Truppen der alte Beaulieu. Mit jugendlichem Ungestüm griff Bonaparte sie an, warf sie zurück, zwang den König von Sardinien, um Frieden zu bitten, war binnen vier Wochen Herr der Lombardei und erfüllte mit seinem Ruhme ganz Europa. Jetzt baten die italienischen Fürsten um die Wette um Frieden und erhielten ihn auch, aber nur unter schweren Bedingungen. Manche mußten Ländereien abtreten, alle Geld zahlen und die meisten, was bisher unerhört war, ihre schönsten Gemälde und Bildsäulen aus thren Sammlungen hergeben. Nun ging es auf die Festung Mantua los, die mitten im Mincio liegt und daher schwer zu erobern war. Bonaparte setzte alles daran, sie Oestreichern mit den Worten zurück: „Was aus Menschenliebe geopfert wurde, kann bei civilisirten Kriegern nicht als Beute gelten." „Während des Feldzugs 1796 nahm Moreau in einem Pfarrhause in Baiern sein Quartier. Der Pfarrer hatte sein sämmtliches Silbergeschirr für die Tafel des Obergenerals hergegeben. Wie erschrat er, als Moreau alles Silber abräumte und in sein Schlafzimmer trug! Er hielt das mühsame Ersparniß vieler Jahre für verloren, als ein Adjutant Moreau's alles Geschirr dem Pfarrer mit dem Auftrage des Generals zurückbrachte, blecherne oder hölzerne Löffel, oder-geringeres Geschirr statt des silbernen herzugeben, weil er wohl für sich, nicht aber für die vielen Leute, die aus- und eingingen, einstehen könnte. Ter erstaunte Pfarrer gab alles mit der Bitte zurück, daß der General es aufbewahren möge, da er keinen sicheren Platz im Hause wisse, worauf Moreau dem Pfarrer das Silber in einen in seinem Schlafzimmer befindlichen Kasten legen und den Schlüssel zu sich nehmen ließ. *) Napoleon Bonaparte, geb. am 15. August 1769 zu Ajaccto, war Vr Sohn eines corsischen Edelmannes, Carlo Bonaparte; die Familie stammte von einem alten Adelsgeschlecht in Toscana her. Die Mutter, Lätitia Ramolino, war eine Corsin, weniger durch Herkunft und Besitz, als durch hohe Schönheit ausgezeichnet. Korsika war damals unter französische Herrschaft gekommen; Carlo hatte sich den neuen Zuständen angeschlossen und dadurch erlangt, daß Napoleon, als zehnjähriger Knabe, in die Kriegschschule zu Brienne aufgenommen wurde. Mit fünfzehn Jahren kam er auf die Militärschule in Paris. Als Artillerie-vfficier trat er in die Armee ein; während der Revolution hielt er sich in Verbindung mit den Männern des Berges. Nachdem er sich bei Toulon ausgezeichnet hatte, wurde er Brigadegeneral, trat nach dem Sturze Robespierre's auf einige Zeit in die Verborgenheit zurück, erhielt aber durch das Direktorium, welchem er wichtige Dienste geleistet hatte, im Frühjahr 1796 das Kommando über die Armee in Italien.

10. Theil 4 - S. 53

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleon Bonaparte. 53 einzunehmen, und die Oestreichs, sie zu vertheidigen. Kaiser Franz schickte ein Heer nach dem andern, die Franzosen von da wegzutreiben; aber Bonaparte schlug sie nacheinander. Den ganzen Winter über wurde um die Stadt gekämpft, bis sie sich endlich ergeben mußte, im Februar 1797. Nun wandte sich Bonaparte gerade nach Oestreich selbst; wer sollte ihn aushalten, den Unbesiegbaren? — Keinem traute man das zu, als dem Erzherzog Karl. Geschwind wurde er aus Deutschland vom Laufe seiner Siege abgerufen und gegen Bonaparte geschickt. Aber auch er vermochte nicht, dessen Fortschritte aufzuhalten. Bonaparte drang von Süden in Oestreich ein. Hier verzweifelte man, ihm widerstehen zu können, und — schloß mit ihm einen vorläufigen Frieden, der am 17.October 1797 in einen förmlichen Frieden verwandelt wurde. Dieser wurde geschlossen in Campo Formio, einem Schlosse nahe bei Udine im Venetianischen. Oestreich mußte hier große Opfer bringen. Es verzichtete auf seine Niederlande, die nun an Frankreich kamen, trat Mailand und Mantua ab und versprach heimlich, nichts dagegen zu haben, daß Frankreich das ganze linke Rheinufer einnehme. Dagegen erhielt Oestreich das Gebiet der Republik Venedig, die, ohne selbst zu wissen, wie sie dazu kam, aufgelöst und verschenkt wurde. Bonaparte hat sich mehrmals ein solches Verfahren erlaubt; er nahm und vergab Länder, die ihm gar nicht gehörten, wie es ihm in seine Pläne paßte. Aus den in der Lombardei gemachten Eroberungen bildete er jetzt eine cisalpinische Republik, die dem Namen nach unabhängig war, in der That aber alles thun mußte, was Frankreich ihr vorschrieb. Eben so ging es mit Genua, welches er in eine lignrische Republik umschuf. Nun waren noch Rußland, Portugal, England und das deutsche Reich mit Frankreich im Kriege. Die beiden erstem Mächte verhielten sich jetzt wegen ihrer Entfernung ganz ruhig. Gegen England aber schien Frankreich nun alle seine Kräfte wenden zu wollen. Es wurde ein großes Heer an der England gegenüberliegenden Küste gesammelt, und französische Schreier verkündigten, nächstens würden ihre' Heere siegreich in London einziehen, um dem englischen Reiche eine Ende zu machen. Während dessen, daß aller Blicke nach Brest gewendet waren, wurde von Toulon aus durch Bonaparte eine Eroberung unternommen, die ganz Europa überraschte. Doch davon nachher, wenn wir erst erzählt haben werden, was bis zum Jahre 1799 in Europa vorgegangen war.
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